Die „Reinigung“

Eine Zwischennutzung

Vom Dezember 2023 bis November 2024 hatte ich die Gelegenheit die ehemalige Reinigung & Schneiderei auf der alten Margarethenhöhe in Essen als Raum zu nutzen, für eigene und fremde Kunst aus ganz unterschiedlichen Kontexten, Workshops, Lesungen und inklusive und interkulturelle Projekte.

Die Zwischennutzung konnte jederzeit enden, mit Erteilung der Baugenehmigung durch die Kommune.
So musste ich sehr kurzfristig planen und mit der Endlichkeit der Möglichkeit umgehen.

Innerhalb eines knappen Jahres kuratierte und realisierte ich drei außergewöhnliche Ausstellungen, in den sehr besonderen Räumen, die – gezeichnet von Verfall, nostalgisch oder widersprüchlich anmutenden Gebrauchsspuren und einer spannenden Architektur – einen wunderbaren Rahmen boten, für sehr verschiedene Werke. Das Inspirierende und Erfüllende an der Arbeit war, die Werke miteinander und dem Raum ins Gespräch zu bringen, Sichtachsen zu finden und zu verbinden, um Inhalte und Äthetik in Beziehung zu setzen.

Da mir das Thema Inklusion ein großes Anliegen ist, habe ich großen Wert auf Diversität der Werke und Künstler*innen gelegt. In den Ausstellungen hingen Werke renommierter, akademisch ausgebildeter Künstler*innen neben den von Laien oder Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung aus meiner Kunstgruppe CANDYSHOP.



Der Name Reinigung – wie er in historisch anmutender Schreibschrift über dem Ladenlokal stand – wurde kurzzeitig zum Namen dieses Ortes für Kultur und Begegnung.

Ich habe versucht die Bedeutungsebenen dieses Begriffes als Inspiration aufzugreifen.
Der erste Post auf Instagram:

KUNST

…ermöglicht es uns, unsere Geschichten zu erzählen und unsere Stimmen zu erheben. Diese Form des Selbstausdrucks ist ein Akt der Befreiung und Ermächtigung, der uns ermutigt, unsere eigene narrative Reinigung zu gestalten und eine kollektive Reinigung der Gesellschaft einzufordern.

Die erste Ausstellung:

GLAUBEN | WISSEN | HANDELN

Voller Freude und Enthusiasmus habe ich Bilder aus der eigenen Sammlung, von Freund*innen, aus meiner inklusiven Kunstgruppe CANDYSHOP zu diesem Thema zusammen getragen und ausgestellt.

Das erste Projekt der "Reinigung " beschäftigt sich mit einem Dreiklang 
menschlicher Erfahrung.
Was ist real und was glauben wir zu wissen? Wer hat Zugang zu welcher Erkenntnis? Wie und warum bringt uns der Glaube an etwas oder das Wissen über etwas ins Handeln? Wie werden wir politisch, wie solidarisch? 

Kreative Prozesse und ästhetische Ergebnisse sollen sichtbar machen, wie Widersprüche und Zusammenhänge zwischen diesen drei Optionen aufgelöst oder dargestellt, abstrahiert ent- oder verschlüsselt werden können. 

Beginn: 1.12.23

Art Lab -Project Room -Gallery 
R e i n i g u n g

Das erste Projekt der „Reinigung “ beschäftigt sich mit einem Dreiklang menschlicher Erfahrung.

Was ist real und was glauben wir zu wissen? Wer hat Zugang zu welcher Erkenntnis? Wie und warum bringt uns der Glaube an etwas oder das Wissen über etwas ins Handeln? Wie werden wir politisch, wie solidarisch? 

Kreative Prozesse und ästhetische Ergebnisse sollen sichtbar machen, wie Widersprüche und Zusammenhänge zwischen diesen drei Optionen aufgelöst oder dargestellt, abstrahiert ent- oder verschlüsselt werden können. 

Beginn: 1.12.23

Artists:

Havva Ayvalik 

Frank Lothar Lange 

Kathrin Schlagner

Thomas Kemper

Alexander Basta

Adam Masava 

Iris Rybarz 

Mariola Laschet

Bodo Nolte

Xenia Ende

May Hasan

Jan Petersen

Shannon Lück

Nici Prinz

Gerd Glöss

Moritz Mandlburger

Anabel Jujol

Lorna

Annette Schnitzler

Layla Hasan

Fotos aus der Ausstellung:

In einem intuitiven Prozess habe ich die Werke meiner Sammlung und aus meinem eigenen Schaffen, mit ausgesuchten Arbeiten von befreundeten oder Bekannten Künstler*innen zu einer Gesamtcollage arrangiert. Es war mir selbst ein großes Vergnügen, mich in den Räumen aufzuhalten, nur wenige Hundert Meter von meinem Zuhause entfernt, und spontan Besuch zu empfangen und über die Werke und Kontexte ins Gespräch zu kommen. Der Ort erzählt Geschichten und bekam Geschichten erzählt.

Am Kachelspiegel des Ladenlokals sieht man noch die Preise von „deutschem Speck“ mit Filzschreiber an den alten Fliesen, an der Wand an der Empore hängt das alte Schild „Gaskamin“. Die Schneiderin, die 30 Jahre den Laden führte, war aus Spanien eingewandert, ich kannte sie persönlich, und auch ihre Geschichte , hat in den Räumen ihre Spuren hinterlassen.

Über die Wochen, in denen die Ausstellung hing, hat sich das Thema GLAUBEN, WISSEN, HANDELN auf vielfältige Weise gezeigt und erzählt. Persönliche Geschichten wurden zu Versatzstücken dieser Assemblage.

Ein Beispiel:
Das Jesuskreuz ein Erbe meines spanischen Großvaters und erzählt in dieser Form von der Begegnung mit der 9 jährigen Lorna und dem Spaß, den wir bei einem Nachmittag im Atelier hatten, dem leidenden Jesus seine Tragik zu nehmen , ihn mit Glitter zu bekleben und ihm mit der Barbie auf den Schultern eine feministische, humorvolle Haltung zu geben.
In dieser Pose fragen uns die Figuren woran wir glauben, woran wir leiden, was wir über die Dinge und ihre Geschichten wissen und nach welchen Prinzipien wir handeln.
Die Aussage wird verstärkt, hinterfragt und in Relation gesetzt mit dem Demo-Schild „Hanau- kein Vergessen“, das immer wieder auf Demonstrationen gegen rassistische Polizeigewalt gezeigt wurde und dem Bild von Adam Masava aus Nairobi, das einen Mann zeigt, der Wasserkanister trägt und welches in den Slums der kenianischen Hauptstadt auf eben altem rostigen Blech gemalt wurde.